Das private Wohnzimmer ist eigentlich kein Ort der Öffentlichkeit. Schon gar nicht, wenn es um die familiäre Aufarbeitung des Nationalsozialismus geht. Die blinden Flecken in den Familien sind weiterhin vielfältig und großflächig. Claudia Konold lässt auf ihre letzte Einzelausstellung in einem ehemaligen Luftschutzbunker nun ganz bewusst ihre Arbeit "Deutscher Frühling" folgen und diese "draußen", in den öffentlichen Raum, wirken. Ihr Werk "Deutscher Frühling" findet im Rahmern des städtischen Ausstellungsprojekts "Kunst an Kölner Litfaßsäulen" statt. Das Ausstellungsmotiv von Claudia Konold hängt bis Ende Oktober 2024 auf 25 Kunstsäulen über die Stadtviertel Kölns verteilt.
Wir sehen eine Wohnzimmerwand: Eine kleine Kommode, auf der eine Pflanze steht. An der Wand hängen mehrere Bilderrahmen mit Familienbildern. Der private, familiäre Innenraum mit der Ahnengalerie wölbt sich mittels der Säulenform plastisch in den öffentlichen Raum. Mit diesem Schritt verlässt das Thema das hermetisch Private. Die Passanten, die an den Litfaßsäulen vorbeigehen, sehen aus der Entfernung Portraits und Familienbilder. Wenn sie sich nähern, erkennen sie, dass diese Bilder aus Texten zusammengesetzt sind. Diese befassen sich mit den anhaltenden Verdrängungsmechanismen deutscher Familien in Bezug auf den Holocaust - und auch mit der Verdrängung von möglicher Täter*innenschaft im Nationalsozialismus in der eigenen Familie.
Dabei stellt der Text den Bezug zur Gegenwart her und thematisiert die Gefahr der Wiederholung unserer Geschichte. Die Familienbilder hat die Künstlerin ihrem privaten Fotoalbum entnommen. Die Familienbilder sind durch den Text abstrahiert und können somit ebenso exemplarisch für viele andere deutsche Familien stehen.