Deutscher Frühling | 2023 | Kunst im öffentlichen Raum |
Das private Wohnzimmer ist eigentlich kein Ort der Öffentlichkeit. Schon gar nicht, wenn es um die familiäre Aufarbeitung des Nationalsozialismus geht. Die blinden Flecken in den Familien sind weiterhin vielfältig und großflächig. Claudia Konold lässt auf ihre letzte Einzelausstellung in einem ehemaligen Luftschutzbunker nun ganz bewusst ihre Arbeit "Deutscher Frühling" folgen und diese "draußen", in den öffentlichen Raum, wirken. Ihr Werk "Deutscher Frühling" findet im Rahmern des städtischen Ausstellungsprojekts "Kunst an Kölner Litfaßsäulen" statt. Das Ausstellungsmotiv von Claudia Konold hängt bis Ende Oktober 2024 auf 25 Kunstsäulen über die Stadtviertel Kölns verteilt. Wir sehen eine Wohnzimmerwand: Eine kleine Kommode, auf der eine Pflanze steht. An der Wand hängen mehrere Bilderrahmen mit Familienbildern. Der private, familiäre Innenraum mit der Ahnengalerie wölbt sich mittels der Säulenform plastisch in den öffentlichen Raum. Mit diesem Schritt verlässt das Thema das hermetisch Private. Die Passanten, die an den Litfaßsäulen vorbeigehen, sehen aus der Entfernung Portraits und Familienbilder. Wenn sie sich nähern, erkennen sie, dass diese Bilder aus Texten zusammengesetzt sind. Diese befassen sich mit den anhaltenden Verdrängungsmechanismen deutscher Familien in Bezug auf den Holocaust - und auch mit der Verdrängung von möglicher Täter*innenschaft im Nationalsozialismus in der eigenen Familie. Dabei stellt der Text den Bezug zur Gegenwart her und thematisiert die Gefahr der Wiederholung unserer Geschichte. Die Familienbilder hat die Künstlerin ihrem privaten Fotoalbum entnommen. Die Familienbilder sind durch den Text abstrahiert und können somit ebenso exemplarisch für viele andere deutsche Familien stehen. |
Topografie der wOrte | 2022 | Ausstellung |
Die Ausstellung Die Topografie der wOrte wurde explizit für den Ausstellungsraum bunker k101 in Köln konzipiert und entfaltet in den Räumen des ehemaligen Luftschutzbunkers seine ganz eigene Wirkung. Der Luftschutzbunker wurde 1942 neben dem Grundstück der in der Reichspogromnacht zerstörten Synagoge erbaut und diente in den letzten beiden Kriegsjahren als Schutz vor Luftangriffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er als Wohnraum für ausgebombte Familien genutzt. Ausgangspunkt der Ausstellung Die Topografie der wOrte ist das Künstler_innenbuch wOrte von Claudia Konold, für das sie sich über viele Jahre in einen intensiven Schreibprozess hinein begeben hat. |
wOrte | 2022 | Künstler*innenbuch |
Das Künstler_innenbuch wOrte ist eine poetische Forschungsarbeit über das Erinnern, Verdrängen, Wiederholen, Schreiben und Einschreiben einer deutschen Familiengeschichte. Aus fragmentarischen Erinnerungen, Beobachtungen, Gedanken und Imaginationen entsteht die Innenansicht einer Familiengeschichte im langen Schatten des Nationalsozialismus. Die Texte durchstreifen dabei ein Haus und seine Räume, in denen sich die Erinnerungen immer wieder neu einschreiben und verschieben. Das Künstler_innenbuch wOrte ist in seiner Gestaltung als ein skulpturales Objekt zu verstehen, das man auf verschiedene Weise rezipieren und durchschreiten kann. Es verortet sich im Grenzbereich von Literatur, Kunst und künstlerischer Forschung und verbindet Form und Inhalt untrennbar miteinander. Beim Durchblättern des Buches durchschreiten wir einen Raum mit eingeschnittenen Wohnungsgrundrissen, Treppen, Durchbrüchen und Leerstellen. |
Tür | 2022 | Skulptur |
Die Arbeit Tür gehört zu der Werkgruppe Non Finito. Die erratische Blöcke wirken wie Sinnbilder unserer Erinnerung. Unter der planen Oberfläche tun sich Risse, Falten und Vertiefungen auf, in denen Details von wiedererkennbaren, vertrauten Zeichen aufscheinen, die als partes pro toto auf größere Zusammenhänge verweisen: die eigene Sozialisation, das Zurückgelassene, Aufgegebene und halb Vergessene. Ein Fragment der Tür, die in das Haus der eigenen Kindheit führt. |
Haus 2 | 2022 | Skulptur |
Die erratische Block wirkt wie ein Sinnbild unserer Erinnerung. Unter der planen Oberfläche des symbolhaften Hauses tun sich Risse, Falten und Vertiefungen auf, in denen Details von wiedererkennbaren, vertrauten Zeichen aufscheinen, die als partes pro toto auf größere Zusammenhänge verweisen: die eigene Sozialisation, das Zurückgelassene, Aufgegebene und halb Vergessene. Haus1 gehört zu der Werkgruppe Non Finito. |
Haus 1 | 2014 | Skulptur |
Die erratische Block wirkt wie ein Sinnbild unserer Erinnerung. Unter der planen Oberfläche des symbolhaften Hauses tun sich Risse, Falten und Vertiefungen auf, in denen Details von wiedererkennbaren, vertrauten Zeichen aufscheinen, die als partes pro toto auf größere Zusammenhänge verweisen: die eigene Sozialisation, das Zurückgelassene, Aufgegebene und halb Vergessene. Haus1 gehört zu der Werkgruppe Non Finito. |
Da_zwischen | 2013 | Installation |
Zwei Trichterlautsprecher sind gegenüberliegend an der Wand angebracht. Zwischen den Lautsprechern stehend hören wir ein gesprochenes Duett zwischen Wachsein und Schlaf: „Ich mag diesen kurzen Moment. Der Moment, in dem man sich zwischen Wachsein und Schlaf bewegt und orientierungslos in einem Zwischenraum schwebt. Der Zwischenraum löst sich auf, entgleitet mir, verschwindet….“ |
Nah_t | 2012 | Skulptur |
Wie ein Röntgenbild, das die Anwesenheit der Abwesenheit durchdringt, hängen die alten zusammengenähten Hemden zurückgelassen im Raum. Die Arbeit Nah_t war 2012 Teil des Bühnen- und Kostümbildes von Mira.zwei. Premiere: Bühne der Kulturen Köln | 2012. Das Stück 2013 auf dem Festival Now & Next im Tanzhaus NRW gezeigt. 2022 war die Arbeit Nah_t Teil der Einzelausstellung die Topografie der wOrte. |
Unter_Haltung | 2011 | Skulptur |
Die erratischen Blöcke wirken wie Sinnbilder unserer Erinnerung. Unter einer planen Oberfläche der Möbel tun sich Risse, Falten und Vertiefungen auf, in denen Details von wiedererkennbaren, vertrauten Zeichen aufscheinen, die als partes pro toto auf größere Zusammenhänge verweisen: die eigene Sozialisation, das Zurückgelassene, Aufgegebene und halb Vergessene. Unter_Haltung gehört zu der Werkgruppe Non Finito. Unter_Haltung wurde 2011 im Echoraum der Bundeskunsthalle gezeigt und war 2022 Teil der Einzelausstellung die Topografie der wOrte. |
Fuge zum Abschied | 2009 | Installation |
Die Fuge (von lateinisch Fuga „Flucht“) ist ein musikalisches Kompositionsprinzip polyphoner Mehrstimmigkeit. Kennzeichnend für die Fuge ist eine besondere Anordnung von Imitationen zu Beginn der Komposition: Ein musikalisches Thema wird in verschiedenen Stimmen zeitlich versetzt immer wieder wiederholt. Das Prinzip einer Fuge ist Ausgangspunkt der Arbeit Fuge zum Abschied. Aus 14 Trichterlautsprechern hören wir ein chorisches Arrangement aus Abschiedsworten: mehrsprachig, mal gehaucht, dann gerufen, hier von hoher, dort von unterdrückt wirkender Emotionalität. Aus floskelhaft Oberflächlichem und fast herausfordernd intimem Geständnis wird eine Komposition generiert, die ein dichtes Geflecht von Beziehungen der Sprechenden suggeriert, aber auch den Zuhörer anspricht – und uns gleichzeitig ständig aufs Neue verabschiedet und zum Bleiben auffordert. Es entsteht ein immer wiederkehrender Kreislauf aus dem der Zuhörer nur schwer ausbrechen kann. |
Gesten | 2008 | Video |
Das Video basiert auf einer umfangreichen Sammlung von heimlich gefilmten Abschiedsszenen am Bahnhof. Gezeigt wird jeweils der Moment, an dem die Trennung bereits vollzogen wurde. Eine Person befindet sich im Zug, während die andere am Bahnsteig steht. In dieser Studie non-verbalen Abschiednehmens wiederholen sich in den einzelnen Sequenzen die Gesten des Abschieds immer wieder und verbinden die Abschiedsnehmenden miteinander. Durch die Spiegelung der Fenster ist die Person im Zug nie zu sehen und es stellt sich die Frage von wem sich verabschiedet wird. Die Arbeit ist eine um Differenz und Wiederholung kreisende Arbeit. |
Eindruck | 2008 | Ausstellung |
Das Video Gesten basiert auf einer umfangreichen Sammlung von heimlich gefilmten Abschiedsszenen am Bahnhof. Gezeigt wird jeweils der Moment, an dem die Trennung bereits vollzogen wurde. Eine Person befindet sich im Zug, während die andere am Bahnsteig steht. In dieser Studie non-verbalen Abschiednehmens wiederholen sich in den einzelnen Sequenzen die Gesten des Abschieds immer wieder und verbinden die Abschiedsnehmenden miteinander. Gesten ist eine um Differenz und Wiederholung kreisende Arbeit. in der Ausstellung Alltitude in der Kunsthochschule für Medien in Köln wurde das Video in einer Rauminstallation gezeigt. |
Abspann | 2006 | Installation |
Es ist nur ein Rauschen und Knacken zu hören und wir scheinen den Film bereits verpasst zu haben – nach einem Moment der Irritation begreifen wir, dass statt der finalen credits eines Films, tabellarische Lebensläufe als Rolltitel hinaufziehen. Diese verschiedenen Lebensläufe synchronisieren über gemeinsame Jahresangaben und Orte unterschiedlichste Biographien miteinander. Doch die kargen Fakten lassen uns mehr über die jeweiligen Personen erahnen als tatsächlich erfahren. Fakten vermischen sich mit Fiktion und Imagination und lassen uns am Ende überfordert vor den schwer zugänglichen vorbeiziehenden Lebensdaten zurück. Die Arbeit Abspann wurde 2006 in der Gruppenusstellung Kill your darlings in einer Rauminstallation gezeigt. |
TRaum | 2006 | Video |
Zwei Personen – schlafend. Die Träume schweben fast greifbar im Raum. So ruhig, während draußen die Welt in ihnen vorbeizieht. Das Video zeigt zwei Personen, die aneinander gelehnt in einem Zug schlafen, in der Spiegelung des Fensters. |
black image | 2006 | Video |
Black image besteht aus Videos, die nichts anderes als ein schwarzes Bild zeigen. Nur die Tonebene eröffnet einen Zugang und löst in unserem Kopf Bilder und Geschichten aus. Bei den Videoaufnahmen handelt es sich um Sequenzen, die mit verschlossenem Objektiv zufällig eingefangen wurden. Das Entstehungsdatum und der Titel der jeweiligen Videoarbeit sind identisch. In Black image 06-08-2006 hören wir die Sirene einer Ambulanz näher kommen. Ein Hund beginnt zu heulen. Das Heulen – wie das eines Wolfes vermischt sich mit dem Klang der Sirenen. |
Oederanerstr. 7 | 2005 | Ausstellung |
Ein Tisch, eine Jacke und eine Tasche sind die einzigen Objekte, die in einer sonst leeren Wohnung mehr als Zeichen fungieren. Die Fenster der Wohnung lassen keinen Ausblick nach draußen zu. Tageslicht imitierende Lichtquellen beeinträchtigen unser Zeitgefühl. Wir hören das Rattern von Super 8 Projektoren. Die projizierten Bilder auf den Objekten zeigen verschiedene Jacken, Taschen und Tische. Das Rattern der Projektoren und die Bildqualität vermitteln den Eindruck, etwas längst Vergangenes zu sehen. Die Einzelausstellung Oederanerstrt. 7 EG links wurde 2005 in Dresden gezeigt. Die gesamte Oederanerstraße stand zu diesem Zeitpunkt bis auf ein paar bewohnte Wohnungen leer. |